Was ist Coaching?

Ganz einfach gesagt: Das englische Wort „Coach“ bedeutet in etwa „Kutsche“. „Coach“ ist zugleich die neudeutsche Bezeichnung für einen Trainer. Im Allgemeinen wird Coaching als Beratung verstanden, die einen starken Bezug zur Arbeitswelt hat.

Beispiele aus der Arbeitswelt

Was ich unter Coaching verstehe lässt sich am besten an einem Beispiel veranschaulichen: Nehmen wir einmal an, seit langer Zeit übt man einen Beruf nach bestimmten Verfahren aus und das funktioniert. Man hat Mechanismen und Vorgehensweisen entwickelt, die sich bewährt haben. Man weiß, was man tut. Allmählich aber, manchmal auch plötzlich, beginnt die Umgebung in der man arbeitet, sich zu verschieben und zu verändern. Eine bildhafte Deutlichkeit davon geben uns die Covid19 Umstände. Von der Veränderung ist dann auch einiges von dem, was man als Quintessenz der eigenen Arbeit sowie dessen, was man gelernt hat, betroffen.

Beinahe jeder Mensch mit Arbeitserfahrung weiß, wie Umständlich es sein kann, Veränderungen bei der Arbeit umzusetzen. Schließlich geht es auch um Dinge, die sich jahrelang bewährt haben. Man wird nicht glauben wollen, dass es für etwas, was so immer „richtig" war und auch leicht von der Hand ging, irgendwelche sinnvollen Änderungen geben kann. Man ist voreingenommen: „Nein, das kann nicht richtig sein. Man muss immer dies oder jenes so und so tun. Ich habe es seit Jahren so gemacht, ich weiß, wie diese Dinge funktionieren, und ich bin dafür belohnt worden.“

Ähnlich verhält es sich, wenn wir seit Jahren einen Beruf ausüben, der uns nicht glücklich macht, obwohl wir ihn „richtig“ gelernt haben und mit „Erfolg“ ausüben. Abends, wenn wir nach Hause kommen, sind wir müde und erschöpft. Die Signale, die wir aus unserer Arbeitsumgebung und unserem Inneren empfangen, sagen uns, dass wir in einem Prozess stecken – und das möglicherweise seit längerer Zeit – der uns in einen Zustand der Dauererschöpfung versetzt. Wir wissen intuitiv: Wenn wir nicht die Spur wechseln und neue Paradigmen schaffen, werden wir weiterhin dieselben Signale der Dauererschöpfung empfangen.

Was sollen wir tun?

Was kann uns deutlich machen, dass Veränderungen nicht nur gut, sondern auch ein Merkmal der Schönheit des sich entfaltenden Lebens selbst sind? Wir können mit der Entscheidung anfangen, die eigene Veränderung zu erlauben. All das, von dem wir in unserem Leben bisher angenommen haben, dass es auf eine ganz bestimmte Weise sein muss, kann sich dann verändern. Neue Möglichkeiten, die wir erschaffen, ändern die Beziehung zwischen uns und unserer Umgebung. Unsere Kommunikation erfährt eine Neuausrichtung. Das heißt, wir fangen an, ein neue Konzepte zu kreieren, in dem wir unsere eigenen Potenziale und Begabungen im praktischen Leben hilfreich umsetzen.

Nicht selten bekommen wir aus unserer Umgebung Ratschläge, die uns sagen: „Nein, nein! Du musst die Dinge auf eine bestimmte Art und Weise tun. Das haben wir immer so gemacht! Deshalb muss es soundso durchgeführt werden.“ Wir können antworten: „Ich kann es auch anders und erfolgreich tun ohne irgendeinen der Prozesse, die in der Vergangenheit angewandt wurden. Ich schreibe diese Prozesse um.“

Bewegung und Veränderung

Das primäre Merkmal des Lebens ist Bewegung. In unserer unmittelbaren Umgebung können wir beobachten, wie Handlungen, Verfahren, Systeme und gelernte Vorgehens- und Verhaltensweisen, die jahrelang eingesetzt wurden, sich ändern und neue entstehen. Unsere Arbeitswelt und unser Verständnis von Arbeit verändern sich ebenfalls sehr stark. Wenn wir uns die Entwicklung in der Gesellschaft und Wirtschaft ansehen, in großen Unternehmen, Gesundheits-, Atom- oder Finanzwirtschaft, dann lässt sich sagen, dass unsere Überzeugungen und Erklärungen aus der Vergangenheit nicht mehr ausreichen, um uns über unsere Situation zu erheben und einen neuen Weg zu beschreiten. In unserer Gesellschaft war vielleicht noch nie so bewusst wie in der Corona Zeit der Wunsch nach Geborgenheit und Frieden zu spüren. Diese Tatsache gibt uns eine Ahnung davon, wie die neuen Wege beschaffen sein werden.

Wir brauchen neue Entscheidungen, die neue Paradigmen entstehen lassen, die es uns wiederum ermöglichen, einen neuen Lernschritt in eine harmonische Zukunft zu bewältigen. Ohne unser Zutun geht das aber nicht. Unser Erfolg hängt entscheidend von unserer Wahl ab: Setzen wir unsere Intelligenz umfassender ein? Beachten wir die anschauliche Kooperation mit der Lebendigkeit? Beherzigen wir Freude und Humor im Leben und gönnen wir das auch unseren Mitmenschen? Wagen wir den Sprung in den Fluss des lebendigen Lebens und nutzen wir dann unsere Potenziale?

Arbeit und Lebensfreude

Allein im zurückliegenden Jahrzehnt waren alleine in Deutschland über fünf Millionen Arbeitnehmer von Insolvenzen der Arbeitgeber betroffen. Unsere Arbeits- und Berufswelt ist eng mit unserer inneren Welt der Empfindungen und Gefühle verknüpft. Eine klare Trennlinie zwischen diesen beiden Bereichen ist schwer zu ziehen. Ich meine, diese Trennung existiert gar nicht, obwohl uns dies von allen Seiten suggeriert wird. Wir machen täglich die Erfahrung, dass berufliche Leistungssteigerung und vielerlei Optimierungsmaßnahmen einfach nicht mehr ausreichen, um die berufliche und die persönliche Welt in Einklang zu bringen. Es ist dieselbe Welt, es ist unser Leben just in diesem Augenblick, es ist eine Energie, die wir als ganzer Mensch ausstrahlen.

Wir Menschen streben nach Harmonie, und wir erleben sie, wenn unsere Wahrnehmung zu dem Leben passt, das wir erfahren. Bevor wir urteilen oder auf kritische Weise über das sprechen, was andere für ihre Wahrheit halten, können wir auf die Schönheit einer sich entfaltenden Erde schauen, mit unserem Potenzial darin, das verwirklicht werden könnte. Wir können anfangen, die Dinge für uns zu beanspruchen, die in unserem Leben möglich sind – in einem ko-kreativen Prozess schöpferischer Gestaltung unserer Lebensumstände. Wir stehen an der Schwelle, es tatsächlich zu tun und ein neues Zeitalter einzuläuten, in dem Balance, Respekt, Dankbarkeit, Verbundenheit, Mitgefühl und das wache menschliche Bewusstsein die Normalität darstellen.